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Ist Barack Obama ein Präsident oder ein afroamerikanischer Präsident?

November 8, 2008

Habe gerade einen bereichernden Austausch, was Rassismus im Zusammenhang mit dem Obamablala angeht, und zwar mit dem Inhaber dieses Blogs: http://gehirnschluckauf.blogspot.com/ Es geht um politisch korrekte Begriffe und wie und ob die verwendet werden sollten oder nicht.

Um mitzukommen, bitte erst hier lesen: Ist Barack Obama ein Präsident oder ein Schwarzer Präsident? Das war der Artikel, mit dem es losging (irgendwas war noch woanders, aber das hab ich vergessen).

Ich würde auf ihre Interpretation sogar noch einen draufsetzen: ich glaube sogar, dass die meisten, die „afroamerkanisch“ verwenden das nur tun, weil´s korrekt ist, nicht, weil sie tatsächlich keine Rassisten sind.

Ich könnte drauf wetten, dass das sogar noch die meisten NPD-Kader hinkriegen, wenn sie nicht unter sich sind.

Ich denke, und vielleicht können Sie mir da auch zustimmen, dass sich das mit dem Rassismus erst erledigt hat, wenn es einfach uninteressant geworden ist, welche Hautfarbe jemand hat. also einfch niemand mehr drüber redet, welcher Hautfarbe oder welcher Abstammung man ist, außer aus persönlichem Interesse natürlich.
Aber ich wage zu bezweifeln, dass wir das erleben werden.

Ich muss zugeben, auch nicht ganz frei von xenophoben Reflexen zu sein, bei mir geht auch immer mal das Kämmerchen mit den Vorurteilen auf, ohne dass ich z.B. den Afrikaner überhaupt kenne, mit dem ich mich unterhalte.

Ich bin damit nicht einverstanden und sage auch nicht, „das ist halt so“. Ich glaube, da muss ich einfach noch ein bisschen was lernen, und nicht nur ich.

Ich denke, das hat einfach mit einem Mangel an Erfahrungen zu tun. In meinen Schulklassen waren wir fast immer nur weiße Mittel- und Oberschichtskinder, geschlossene Gesellschaft.

Im Zivildienst und neben dem Studium habe ich in einem Jugendzentrum gearbeitet, das hauptsächlich von türkischstämmigen Jugendlichen besucht wurde. Im Umgang mit diesen Leuten habe ich eine Menge meiner Ängste und Vorurteile abbauen können, Nicht nur xenophobe, sondern auch diverse Standesdünkel, die ich per Bildungsbürgertum daheim mitbekommen hatte.

Ich denke, wie gesagt, es ist der Mangel an Erfahrungen mit als fremd identifizierten Menschen, der der Xenophobie die Nahrung gibt. Hinzu kommt, dass viele Menschen nicht in der Lage sind, ihre Idiosynkrasie und Xenophobie zu reflektieren, sie also als irgendwie natürliche (und/oder konstruierte, ist hier egal) Angst vor fremdem zu erkennen und sich einzugestehen.

Die einen machen aus ihrer Angst dann eine Ideologie und werden offen Rassistisch.

Wieder andere, und ich denke das trifft auf sehr viele zu, lernen die korrekten Begriffe, weil sie Angst haben, als Xenophob oder Rassistisch ertappt zu werden. Das heißt nicht, dass sie heimliche Rassisten sind, sie verdrängen aber, dass diese Problematik durchaus bei ihnen vorhanden ist. Die Reflektion ist zwar da, aber nur theoretisch und ohne Selbstbezug, ohne das Eingeständnis der eigenen Angst aus Erfahrungsarmut.

Ich kenne das noch aus den irgendwie „linksalternativen“ Grüppchen, in denen ich mich bewegt habe. Da hat es selten jemand gewagt, sich so etwas einzugestehen oder gar vor den anderen zuzugeben.

Ich erinnere mich an einen Fall, wo es jemand doch getan hat. Er hat sogar gesagt, er wisse, das sei falsch und er wolle das nicht und ob wir das nicht auch schon erlebt hätten, dass die Vorurteilsmaschine eben schneller an ist, als die Reflektion.
Mehrere Leute haben danach nicht mehr mit ihm geredet, er war ab da als „Rassist“ verschrien.

Das ist, denke ich, eben die dunkle Seite (ups, die Welt ist voll von Fettnäpfchen!) Politischen Korrektheit. Sie erspart zwar den Menschen, offen diskriminiert zu werden. Nur werden eben die Probleme nicht per Begriff entsorgt, sondern auch verdrängt.

Von daher wäre meine Antwort auf die Frage, ob bei Obama Abweichungen von der PC zulässig sind, auch wieder mit einer Frage verbunden:

Erstmal finde ich, die Leute sollen das mit dem „schwarz“ bitte bleiben lassen, Das sehe ich auch so. Ich weiß nur nicht, ob mir viel wohler dabei ist, wenn ebendiese Leute von „Afroamerikanern“ sprechen.

Vielleicht trägt so ein verordneter, weniger diskriminierender Terminus zur Reflektion bei, aber kann sich der nicht genauso wieder mit negativen Konnotationen aufladen und müsste dann wiederum durch einen neuen ersetzt werden? Weil eben der Rassismus trotzdem noch da ist?

P.S.: Was ich aber immer noch besoders wichtig finde: Wenn die Deutschen den Rassismus in Amerika diskutieren, ist oft Antiamerikanismus am Werk, das eigene Ressentiment gegen das der anderen. Von daher halte ich es grundsätzlich für am angebrachtesten, dass die deutschen Nachrichtenkommentatoren zu dieser Frage bescheiden schweigen und lieber mal vor der eigenen Haustür kehren gehen.